Farbedelsteine – eine Frage der Qualität
Farbedelsteine zählen zu den mobilen Sachwerten. Sie sind im Vermögensportfolio im langfristigen Teil angesiedelt und empfehlen sich für Anlagezeiträume von zehn Jahren oder mehr. Für ein erfolgreiches Investment gilt es einige wichtige Punkte zu beachten.
Der Smaragd als Ausnahme bei der Behandlung von Edelsteinen
Grundsätzlich sind es drei Farbedelstein-Arten, die ein gut strukturiertes Portfolio ergänzen können: Rubin, Saphir und Smaragd. Wichtig ist, dass die Steine erstklassige Qualität aufweisen und unbehandelt sind. Lediglich der Smaragd bildet eine kleine Ausnahme, denn der Smaragd ist fast immer geölt. Das ist handelsüblich und deshalb erlaubt.
Der Hintergrund ist wie folgt: Der Smaragd ist die grüne Varietät des Minerals Beryll und hat wie alle Berylle eine Mohshärte von 7,5. Das heißt, er ist erst 1500 Mal weicher als ein Rubin oder ein Saphir. Deshalb ist das Material in der Regel etwas rissiger und damit man ihn wirklich perfekt schleifen kann, wird der Smaragd meist direkt an der Mine in Ölfässer geworfen. Dank dieser Ölung kann man leichter ins Innere des Steins schauen und die Einschlüsse, die auch “Jardins”, die Gärten des Smaragds, genannt werden, besser erkennen. Dem Schleifer fällt es somit leichter, den idealen Schliff zu wählen. Entscheidend ist aber, dass diese Ölung nur minimal sein darf, das heißt, die Risse, in die das Öl eindringt, dürfen nur sehr fein sein. Wenn das Öl nicht tief eindringen kann, ist das ein Anzeichen dafür, dass es sich bei diesem Edelstein um wirklich hochwertiges Ausgangsmaterial handelt. In Fachkreisen bezeichnet man eine solch minimale Ölung als “minor” und der Smaragd hat damit, wenn alle anderen Kriterien stimmen, trotz Ölung Investment-Qualität.
Obwohl Farbedelsteine mit hoher Reinheit als qualitativ hochwertiger gelten als jene mit Einschlüssen, sind Einschlüsse bei allen Farbedelsteinen, vor allem aber beim Smaragd ein wichtiger Hinweis auf den natürlichen Ursprung des Steins. Gibt es gar keine Einschlüsse, so handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen synthetisch hergestellten Edelstein, der keinesfalls als Investment geeignet ist. Vor allem beim Smaragd bedeuten die Jardins, die natürlichen Einschlüsse, die immer individuell vorhanden sind, keine Wertminderung, solange sie nicht störend sind. Unter anderem anhand dieser Einschlüsse kann auch die Herkunft bestimmt werden, die unter Umständen einen wichtigen Einfluss auf den Wert des Steins hat.
Der Schliff gilt übrigens bei Edelsteinen nicht als Behandlung. Im Gegenteil: Für den Wert des Steins ist es immens wichtig, dass der Schliff von exzellenter Qualität ist. Die einzelnen Flächen müssen einwandfrei und symmetrisch geschliffen sein, um den hohen Anforderungen an einen Investment-Farbedelstein gerecht zu werden.
Der Befundbericht, die wissenschaftliche Analyse eines Farbedelsteins
Sämtliche Behandlungen, auch die leichte Ölung beim Smaragd, werden im Befundbericht des Farbedelsteins festgehalten. Abgesehen von der leichten Ölung beim Smaragd gilt: Hat ein Farbedelstein irgendeine Behandlung erfahren, gilt er nicht mehr als unbehandelt und kommt deshalb nicht mehr für ein Investment in Frage. Außerdem werden im Befundbericht eines Farbedelsteins regelmäßig seine genaue Farbe, seine Reinheit, sein Gewicht und seine Herkunft dokumentiert.
Weist ein Farbedelstein Anzeichen für eine Behandlung auf, wird das im Befundbericht dokumentiert. Es gibt Behandlungen, die handelsüblich sind, allerdings nur für Schmucksteine, dazu zählen das Erhitzen und das Bestrahlen der Steine. Rubine und Saphire zum Beispiel werden häufig erhitzt, weil man dadurch ihre Eigenschaften verbessern kann, erhitzt und dann steht auch im Befundbericht, dass Zeichen für Erhitzung vorhanden sind. In diesem Moment sind es keine natürlichen Steine mehr, sondern sie gelten als behandelte Steine, die keine Investmentqualität aufweisen.
Das Wertgutachten, die wirtschaftliche Bewertung eines Farbedelsteins
Der aktuelle Marktwert eines Farbedelsteins, wird im Wertgutachten festgehalten. Das ist neben dem Befundbericht das zweite wichtige Dokument, über das jeder Investment-Farbedelstein verfügen sollte. Es wird von einem vereidigten Sachverständigen der IHK nach einer sorgfältigen kaufmännischen Analyse und Recherche ausgestellt. Darin wiederholen sich zum einen die Angaben aus dem Befundbericht, um den Farbedelstein eindeutig zu identifizieren, und zum anderen steht darin die wirtschaftliche Bewertung. Diese wird immer mit plus/minus zehn Prozent angegeben, um eventuelle regionale Preisunterschiede zu berücksichtigen.
Der Wert eines unbehandelten Farbedelsteins in Investmentqualität ist circa zehn Mal höher als der eines optisch identischen, behandelten Steins. So kostet ein Dreikaräter Saphir als behandelte Variante etwa 3.000 Euro, in Investmentqualität mindestens 30.000 Euro.
Die Herkunft eines Farbedelsteins
Das Thema “Blutdiamanten” gibt es bei Farbedelsteinen übrigens nicht. Der Grund ist einfach: Es gibt momentan keine einzige Mine für Farbedelsteine, die in einem Konfliktgebiet liegt. Da die Herkunft bei Farbedelsteinen eine wichtige Rolle spielt, wird sie bei jedem Stein an Investmentqualität im Befundbericht festgehalten. Zudem haben spezialisierte Farbedelstein-Händler Expertenteams aus Mineralogen und Geologen vor Ort, die die Rohsteine in der Regel direkt vor Ort bei den Mine oder bei einem Händler am Fundort erwerben, sodass sich gute, fast schon freundschaftliche Beziehungen entwickeln.
Mindestgrößen für einen Investment-Farbedelstein
Ausschlaggebend für einen Investment-Farbedelstein ist neben seiner Top-Qualität auch seine Seltenheit. Kleine Steine werden viel häufiger gefunden als große, weshalb für ein Investment gewisse Mindestgrößen gelten. Beim Smaragd sollten 1,5 Karat nicht unterschritten werden, beim Rubin liegt die Untergrenze bei einem Karat und beim Saphir bei 2 Karat. Der Mindestkaufpreis dieser Steine liegt dann bei 13.000 bis 15.000 Euro.
Geheimtipp Tansanit
Es gibt einige weitere Farbedelsteine, die als Portfolio-Ergänzung in Frage kommen. Der Hidden Champion unter ihnen ist der Tansanit. Er ist der jüngste Investment-Edelstein, kommt nur in Tansania vor und hat dadurch eine geologische Seltenheit, die ihn besonders attraktiv für Investoren macht. Da Experten davon ausgehen, dass die Vorkommen in Tansania in absehbarer Zukunft erschöpft sein werden, rechnen sie schon in naher Zukunft mit steigenden Preisen bei Tansaniten in Investmentqualität. Und da die Preise für den Tansanit aktuell vergleichsweise niedrig sind, so kostet ein Fünfkaräter Tansanit zum Beispiel 5.000 bis 6.000 Euro, macht ihn das zu einem interessanten Einstiegsinvestment oder zu einer attraktiven Beimischung.
Wann empfehlen sich Farbedelsteine als Investment?
Bevor man über ein Investment in Farbedelsteine nachdenkt, sollte man bereits über ein gut strukturiertes Anlage-Portfolio verfügen. Ist das gegeben und sind noch weitere Mittel mit einem Anlagehorizont von 10 Jahren oder länger verfügbar, kann der Investor auf Farbedelsteine als Beimischung in Höhe von 5 bis 7 Prozent setzen. Bei 100.000 Euro frei verfügbarem Einkommen wäre ein Tansanit ein idealer Stein für ein Einstiegsinvestment. Bei größeren Volumina empfiehlt es sich, vorrangig in Rubin, Saphir oder Smaragd zu investieren und den Tansanit als Ergänzung zu nutzen. Diese Vier eignen sich perfekt für ein Farbedelstein-Portfolio.
Edelsteine sind eine attraktive Beimischung und können den langfristigen Teil des Portfolios hervorragend ergänzen, wenn Edelmetalle wie Gold und Silber bereits vorhanden sind.