Diamanten und Farbedelsteine – Unterschiede im Investment
“Edelsteine als Investment” – Die meisten Anleger denken hier direkt an Diamanten, die ja gemeinhin als die kostbarsten Edelsteine der Welt gelten. Doch ist das wirklich so? Und wie verhält sich das mit den Farbedelsteinen?
Die Härte als wichtiges Unterscheidungskriterium
Zugegeben, die Unterscheidung in Diamanten und Farbedelsteine erscheint so manchem Laien etwas willkürlich, da es auch farbige Diamanten und farblose Farbedelsteine gibt. Das eindeutigste Kriterium, ob es sich bei einem Edelstein um einen Diamanten handelt oder eben nicht, ist die Härte. Diamanten sind die härtesten Edelsteine, die es gibt. An sie kommt kein anderer Stein heran. Auf der Mohsskala stehen sie mit einer Härte von 10 einsam an der Spitze. Rubine und Saphire, die zur Gruppe der Korunde gehören, folgen dahinter mit der Mohshärte 9.
Gemeinsamkeiten aller Edelsteine beim Investment
Wenn es um ein Investment geht, gibt es verschiedene Aspekte, die auf alle Edelsteine zutreffen.
Wertbestimmung
Edelsteine sind nicht so leicht zu bewerten wie beispielsweise Gold oder andere Edelmetalle. Sowohl bei Diamanten als auch bei Farbedelsteinen basiert der Wert auf bestimmten Kriterien wie Größe, Schliff, Reinheit und Farbe. In Fachkreisen spricht man von den 4 Cs: Carat, Cut, Clarity und Color. Die Bewertung kann komplex sein und erfordert spezielles Fachwissen, um den genauen Wert eines Steins zu ermitteln. Befundbericht und Wertgutachten von international anerkannten Stellen geben dem Anleger Sicherheit beim Kauf.
Marktkenntnis
Um erfolgreich in Diamanten oder Farbedelsteine zu investieren, benötigen Anleger ein gewisses Verständnis des Marktes und der Faktoren, die Angebot und Nachfrage beeinflussen. Dazu gehören geopolitische Ereignisse, wirtschaftliche Entwicklungen und Trends in der Schmuckbranche. Ein seriöser Händler für Investment-Edelsteine hat den Markt im Blick und berät seine Kundschaft entsprechend.
Liquidität
Weder für Diamanten noch für Farbedelsteine gibt es einen zentralen Handelsplatz. Deshalb kann es etwas länger dauern, bis der richtige Käufer gefunden ist. Zeitdruck ist kontraproduktiv, wenn ein Investor beim Wiederverkauf den bestmöglichen Preis erzielen möchte. Drei bis zwölf Monate sollten für einen guten Verkauf eingeplant werden. Eine eher geringe Liquidität ist also bei allen Edelsteinen einzuplanen. Deshalb werden sie auch nur als langfristige Geldanlage empfohlen.
Lagerung und Versicherung
Sowohl Diamanten als auch Farbedelsteine sollten sicher gelagert und gegen Diebstahl und Beschädigung versichert werden. Am empfehlenswertesten ist die Verwahrung in einem Zollfreilager. Die Lagerung dort ist zwar gebührenpflichtig, dafür aber sicher und sie bringt gewisse Vorteile, wie zum Beispiel die Stundung der Mehrwertsteuer. Die Edelsteine können in einem solchen Lager für einen unbestimmten Zeitraum aufbewahrt werden, und die Mehrwertsteuer sowie Zölle werden erst dann fällig, wenn sie aus dem Lager entnommen und in das jeweilige Land eingeführt werden. Es ist wichtig zu beachten, dass die Regelungen für Zollfreilager von Land zu Land variieren können. Daher sollten Anleger die jeweiligen nationalen Gesetze und Vorschriften für den Umgang mit Zollfreilagern beachten.
Ethik und Nachhaltigkeit
Bei der Investition in Diamanten und Farbedelsteine ist es wichtig, auf ethische und nachhaltige Herkunft zu achten. Bei Diamanten sollten Anleger konfliktfreie Steine bevorzugen, die nach den Kimberley-Prozess-Richtlinien zertifiziert sind. Bei Farbedelsteinen sollten sie auf umweltfreundliche Abbaumethoden und faire Arbeitsbedingungen in den Herkunftsländern achten.
Diamanten als Investment: Pro und Kontra
Die mit Abstand begehrtesten und nachgefragtesten Edelsteine der Welt sind Diamanten. Sie werden weltweit gehandelt und sind im direkten Vergleich zu Farbedelsteinen deshalb etwas liquider. Dennoch sind sie bei weitem nicht so liquide wie Aktien oder Anleihen, da es keinen zentralen Handelsplatz für sie gibt. Dies kann den Verkauf von Diamanten erschweren und dazu führen, dass Investoren beim überstürzten Verkauf eines Diamanten möglicherweise weniger für ihn erhalten, als sie ursprünglich bezahlt haben.
Der Diamantmarkt wird von zwei Big Playern dominiert: Von der De Beers Gruppe und von ALROSA. De Beers ist eines der bekanntesten Unternehmen in der Diamantenindustrie und zählt bereits seit längerer Zeit zu den dominierenden Akteuren auf dem globalen Diamantenmarkt. Das Unternehmen fördert, verkauft und vermarktet Diamanten. ALROSA ist ein russisches Diamantenunternehmen, das zu den größten Diamantenproduzenten der Welt gehört. Es ist vor allem für seine Diamantenförderung in Russland bekannt. Der Diamantmarkt wird nicht nur von Angebot und Nachfrage bestimmt, sondern auch durch Lagerhaltung und Preisabsprachen der großen Unternehmen reguliert.
Diamanten kommen in der Natur deutlich häufiger vor als die Top 3 der Farbedelsteine: Rubin, Saphir und Smaragd. Erst ein Diamant in Top-Qualität mit 3,5 Karat kann die gleiche geologische Seltenheit vorweisen wie beispielsweise ein Einkaräter Rubin in Investment-Qualität. Die Preise für Diamanten sind auf einem Top-Niveau. Bei Einkaräter Diamanten gibt es durch die vielen Marketing-Kampagnen der Schmuckindustrie eine sehr hohe Nachfrage, aber gleichzeitig auch ein sehr großes Angebot, weshalb die Preise hier stagnieren. Bei Dreikarätern ist das Angebot zwar deutlich geringer, aber durch den hohen Preis, rund 230.000 Euro aufwärts, ist auch die Nachfrage gering – als Resultat sind hier die Preise in den letzten Jahren sogar etwas rückläufig.
Es gibt spezialisierte Fonds und Anlageprodukte für Diamanten, wie zum Beispiel Diamanten-ETFs oder Diamantenindexfonds. Diese erleichtert unerfahrenen Investoren den Zugang.
Farbedelsteine als Investment: Pro und Kontra
Wie bereits angesprochen, sind Farbedelsteine seltener als Diamanten, was sie potenziell wertvoller macht. Gleichzeitig führt dies aber auch zu einer geringeren Liquidität, da der Markt für Farbedelsteine kleiner ist als der für Diamanten. Am gefragtesten und besten handelbar sind Rubine, Saphire und Smaragde. Aber es gibt auch den ein oder anderen Geheimtipp, wie zum Beispiel den Tansanit.
Die geologische Seltenheit schlägt sich bei Farbedelsteinen aber noch nicht vollständig im Preis nieder. So wird ein Rubin in Investmentqualität mit 1 Karat aktuell (Stand März 2023) für 15.000,-€ gehandelt. Im Vergleich: Für einen genauso seltenen 3,5-karätigen Diamanten muss der Investor 230.000 Euro oder mehr hinblättern. Bei Diamanten ist das Top-Niveau preislich erreicht, bei Farbedelsteinen vermutlich noch lange nicht. Sie überzeugten in den letzten Jahren mit kontinuierlichen Preissteigerungen.
Farbedelsteine sind oft weniger bekannt als Diamanten. Ihre Märkte können deshalb spezifischer und weniger entwickelt sein, was den Wiederverkauf unter Umständen etwas erschwert. In Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Händler für Investment-Farbedelsteine lässt sich aber in der Regel mit ein wenig Geduld ein hervorragender Wiederverkaufspreis erzielen.
Der Markt für Farbedelsteine ist fragmentierter als der Markt für Diamanten. Er wird nicht von großen Unternehmen dominiert, die den Großteil der Produktion und des Handels kontrollieren, sondern besteht aus einer größeren Anzahl von Minen und Händlern. Das beeinflusst Markttransparenz und Preisbildung positiv.
Eine Besonderheit der Farbedelsteine ist, dass ihre Herkunft größte Bedeutung hat. Top-Qualitäten kommen nur extrem selten in der Natur vor. Genau diese natürliche Erstklassigkeit ist aber ausschlaggebend für die Qualifizierung als Investment-Edelstein. Wenn nun eine Mine, in der Top-Qualität gefördert wurde, versiegt und keinen Nachschub mehr liefert, steigt der Wert der auf dem Markt befindlichen Investment-Steine dieser Mine überproportional an. Beispiele aus der Vergangenheit sind die kornblumenblauen Saphire der Kaschmir-Region und die taubenblutroten Rubine der burmesischen Mogok-Mine. Sie haben bislang Wertsteigerungen von bis zu 700% erfahren – und das in nur wenigen Jahren. Bei Diamanten nimmt die Herkunft übrigens keinen Einfluss auf den Wert.
Fazit
Insgesamt sind sowohl Diamanten als auch Farbedelsteine interessante Anlageklassen, aber sie unterscheiden sich in Bezug auf Marktstruktur, Liquidität und mögliche Renditen. Es ist wichtig, diese Unterschiede zu verstehen und abzuwägen, welche Art von Investment besser zu den individuellen Anlagezielen passt. Diamanten erfordern ein viel höheres Investment als Farbedelsteine. Sie bieten eine etwas höhere Liquidität, allerdings auch eine niedrigere Rendite. Überdurchschnittliche Wertsteigerungen sind bei Diamanten nicht zu erwarten, bei einigen Farbedelsteinen hingegen sehr wahrscheinlich. Wer also den Empfehlungen der Experten folgt, langfristig investiert und für einen Wiederverkauf einen angemessenen Zeithorizont einkalkuliert, findet in Farbedelsteinen, allen voran in “The Big Three” – Rubin, Saphir und Smaragd – das attraktivere Investment.